Buchvorstellung: Ernährung für Golfer – Clever essen für ein besseres Handicap

Gute Ernährung, Sport und Golf? Das alles in einem Satz? Spielt man eine Runde Golf nicht eigentlich für die Currywurst danach? 

Der Golfsport hat bekanntlich noch immer mit seinen Klischees und seinem Ruf zu kämpfen – auch wenn es sich längst wieder um eine olympische Sportart handelt, auch wenn der Golfschwung zu den komplexesten und schwierigsten Bewegungsabläufen im Sport zählt und auch wenn modernes Leistungsgolf so rein gar nichts mehr mit der „Currywurst“ zu tun hat.

Golf: Breitensport, Leistungssport, Gesundheitssport

Interessant ist insoweit indes, dass in den letzten Jahren im Golfsport allgemein eine „ganzheitliche (leistungs-)sportliche“ Sichtweise immer weiter an Bedeutung gewinnt. Themen wie Athletik, mentale Aspekte, aber auch Regeneration und vieles andere mehr werden nicht nur im Leistungsgolf populär(er). Diese Themen dringen auch in den breitensportlichen Bereich vor. Was für den leistungsorientierten Amateur oder Profi gut ist, muss dem Hobbygolfer schließlich nicht schaden. Damit rückt auch die Sporternährung in den Fokus – und hierzu passt es letztlich, dass die Sportart Golf mittlerweile auch im Rehasportbereich angekommen scheint. Golf wird in seiner großen sportlichen Vielseitigkeit und seinen Möglichkeiten immer mehr erkannt: Als Breitensport, als Leistungssport, als Gesundheitssport. Gut so!

Von einer bedürfnis- und anforderungsgerechten Ernährung profitieren: Unabhängig vom Leistungsniveau!

Es ist nur konsequent und findet sich letztlich auch im Zeitgeist wieder, einer sportartspezifisch sinnvollen und gesunden Ernährung große Beachtung zu schenken. Der Zusammenhang von Ernährung und (körperlicher) Leistungsfähigkeit sowie Gesundheit ist schließlich kein Geheimnis. Leider fehlt es je nach Bereich und Klientel mitunter an dem Bewusstsein, wie sehr Sportler (und ja, dazu zählen eben auch Golfer …) auf jedem Leistungsniveau hier von einer bedürfnis- und anforderungsgerechten Optimierung profitieren können. Und dazu findet sich in der Tat gerade für den Golfsport aktuell noch recht wenig „am Markt“ (gleichwohl zwischenzeitlich auch „golfspezifische“ Ernährungsprodukte zu finden sind). Natürlich bilden Ernährungs- und Sportwissenschaft auch die Anforderungen des Golfsports grundsätzlich ab und haben sich bereits längst mit dessen Spezifika beschäftigt und den Golfsport eingeordnet (Stichwort etwa: MET bzw. Metabolic Equivalent of Task). Wer suchet, der findet!

Eine ansatzweise Gesamtdarstellung, die den Versuch unternimmt, ernährungswissenschaftliche Grundlagen, sportartspezifische Erkenntnisse sowie einen aktuellen Stand der Forschung zusammenzutragen und letztlich (das sehr breite Zielpublikum des gesamten Golfsports vor Augen habend) eine alltagstaugliche Handreichung bis hin zu Anwendungs- und Rezeptideen zu präsentieren, war – zumindest mir – bislang nicht bekannt. 

Umfangreiche Bearbeitung des Themas „Golfernährung“

Hier setzt die Ernährungswissenschaftlerin und nach eigenem Bekunden begeisterte Golferin Dr. Alexa Iwan an und legt mit ihrem Buch „Ernährung für Golfer“ auf mehr als 300 Seiten eine umfangreiche Bearbeitung dieses Themas vor. 

Dem Leser präsentiert sich zielgruppengerecht natürlich keine rein wissenschaftliche, aber eine fundierte, detaillierte und ansprechende Darstellung, die sich (zwar nicht ganz ohne das eine oder andere Klischee zu streifen) in sinnvoller Art und Weise zunächst den Basics, dem Bereich der Makronörstoffe (Eiweiße, Kohlenhydrate, Fette) und (einigen) Mikronärstoffen widmet (Kapitel 1 „Ohne Basis wackelt die Krone“) sowie den gerade auch im Golfsport so elementar wichtigen Bereich Trinken (Kapitel 2 „Trinken wie ein Golf Pro“) und Essen (Kapitel 3 „Essen wie Golf Pro“) differenziert. Wieviel Eiweiß und Kohlenhydrate sollen es wohl sein? Fett?! Welche Menge sollten wir trinken (Spoiler: Mehr als der gemeine Golfer wahrscheinlich glaubt…) und wie, wann und was sollte man sinnvollerweise essen? Viele Fragen, viele Antworten und Informationen trägt Dr. Alexa Iwan aufgehängt u.a. an den „Golferalltag“ („Drei Tage vor dem Turnier“, „Auf der Runde“, „Halfway-Verpflegung“, „Konzentration nach Loch 12“ u.a.) zusammen. Hierbei kommt auch der ernährungsspezifische Teil der – gern im Alltag ebenfalls „stiefmütterlich“ behandelten – Regeneration („Nach dem Turnier“) nicht zu kurz.

Erfreulich: Auch der Bereich Supplemente (Kapitel 4 „Nahrungsergänzungsmittel gezielt einsetzen“) wird behandelt. Ein im Sport bekanntlich nicht ganz unkritisches Thema; gerade wenn es nicht nur um die ggf. sinnvolle oder physiologisch oder gar medizinisch indizierte Nahrungsergänzung, sondern um (vermeintlich) leistungssteigernde Substanzen geht. Das aktuell verbreitet bekannte CBD etwa sieht z.B. die NADA (Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland) keinesfalls unkritisch und gerade im organisierten Leistungssport ist hier Wachsamkeit angesagt. Unter Anerkennung der Tatsache, dass Golf ein so ganz echter Sport ist, darf im Kontext Ernährung auch ein Abschnitt „Golfen gegen die Pfunde“ (Kapitel 5) natürlich nicht fehlen.

Zahlreiche Rezeptideen (Kapitel 6 „Rezepte“) komplettieren den „schwungvollen Marsch“ durch die „Golfernährung“ und geben ganz konkrete Anreize direkt zur Umsetzung und zum Ausprobieren. In Kapitel 7 gibt es schließlich noch einmal 10 „Ernährungs-Quicktipps“, die konkrete Problembereiche bzw. Szenarien adressieren, z.B.: „Sie sind vor dem ersten Abschlag sehr nervös, die Nerven flattern, die Hände zittern“, „Sie kommen vor dem Spiel nur schwer in die Gänge“ oder „Sie spielen ein großes Turnier über mehrere Tage – müssen also in weniger als 24 Stunden für die nächste Runde sein“. Was muss also in diesen Situationen „rein“, damit das Richtige „raus“ kommen kann? 

Ergänzung: Erfahrungen von Profi-GolferInnen im Interview

Eine durchaus spannende Ergänzung sind die Interviews mit aktuell oder ehemalig aktiven Profi-GolferInnen, namentlich Bettina Hauert, Carolin Kauffmann, Sophie Hausmann, Torsten Giedeon, Ben Parker und Florian Fritsch, zum Thema Ernährung im Golfsport und das eben auch in unterschiedlichen „Dekaden“, Zusammenhängen und Umfeldern.

FazitGuten Appetit!

Mit ihrem Buch „Ernährung für Golfer – Clever essen für ein besseres Handicap“ legt Dr. Alexa Iwan eine gefällige und fundierte Betrachtung des Themas Sporternährung für den Bereich des Golfsports vor. Mit seiner Darstellungsform richtet sich das Buch zunächst an „jeden“, der einen kompakten Einstieg sowie zugleich ein erstes Nachschlagewerk zum Thema „Golfernährung“ mit solidem Fundament sucht. Und das ist auch gut so, denn: Gute Ernährung sollte jeden (Golfer) angehen und in eigener Sache interessieren! 

Insofern wird das Werk aber auch den „(semi-)professionellen“ Anwender (z.B. Golftrainer, Betreuer, beratende Mediziner, sportartspezifisch tätige Ernährungsberater) ansprechen, der sein Wissen und seine Kompetenz um und in diesem Bereich ausbauen möchte. Hier bieten dann umfangreiche Angaben zu weiterführender Literatur und wissenschaftlichen Studien einen Ausgangspunkt für die vertiefende Beschäftigung und Reflexion der Darstellung in ihrer Gesamtheit oder zu Einzelfragen. 

In diesem Sinne: Guten Appetit

Iwan: Ernährung für Golfer – Clever Essen für ein besseres Handicap, Aachen: Meyer & Meyer Verlag 2021, 320 Seiten, broschiert, EUR 22,00 (Werbung/Amazon Affiliatelink)